Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
die Themen der Woche waren Opel, VW-Porsche, der ifo-Geschäftsklima-Index, der gfk-Verbraucherindex und das Beschwören einer Jahresendralley. Und dann kommt plötzlich eine Nachricht, dass der Wüstenstaat Dubai angeblich pleite sei. Ausgelöst hat den mittlerweile schon „Dubai-Krise“ genannten Schock, dass das Emirat unerwartet um Zahlungsaufschub für sein Konglomerat „Dubai-World“ gebeten hat. Was steckt dahinter?
Zunächst einmal muss man trennen zwischen dem Emirat „Dubai“, welches letztlich ein Stadt-Staat ist und dem Unternehmen „Dubai-World“. Dabei gilt aber, dass Dubai-World ein staatseigenes Unternehmen ist, welches sich durch sehr spektakuläre Immobilien-Projektentwicklungen hervor tut. Das aktuelle Projekt ist die „Welt von Dubai“. Hier sollen 300 künstliche Inseln als Abbild einer Weltkarte geschaffen werden. Und natürlich verkauft werden – an die besonders Betuchten dieser Welt, die sich auf ihrer Privatinsel ein individuelles Luxus-Domizil (für die Ferien oder dauerhaft als „resident“) schaffen können.
Bekannt geworden ist das Unternehmen Dubai World als Projektentwickler der Palmeninsel, welche sich noch immer im Bau befindet. Neben Dubai World gibt es noch die Dubai Holding und die Investment Corporation of Dubai. Diese drei sind die wesentlichen Strukturen, mit denen das Emirat seine Geschäfte tätigt.
Dubai World ist mit ca. 59 Mrd. US-Dollar verschuldet und hat nun seine Gläubiger um einen sechsmonatigen Zahlungsaufschub gebeten. Mit verheerenden Folgen. Es sind mehrere Effekte, die zusammen kommen:
1.) 59 Mrd. US-Dollar Schulden sind per se kein Pappenstiel; insbesondere, wenn das letzte Projekt „Palmeninsel“ noch immer nicht abgeschlossen ist und von dem neuen Projekt nichts zu sehen ist.
2.) Gleichzeitig wurde eine große Re-Strukturierung der Projektgesellschaft als weitgehend abgeschlossen erklärt – nun muss man einräumen, dass man weiter re-strukturieren muss.
3.) Die Bitte um Zahlungsaufschub betrifft zwar „nur“ einen Bond in Höhe von 3,5 Mrd. US-Dollar (fällig 14. Dezember), aber es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein Emirat um Zahlungsaufschub gebeten hat.
4.) Und anders als die arabischen Nachbarn verfügt Dubai über keine nennenswerten Ölreserven, so dass der Wüstenstaat auf andere zukünftige Einnahmequellen angewiesen ist.
Das sind die Hintergründe der Dubai-Krise: Es ist erstmals öffentlich geworden, dass ein vermeintlich unermesslich reicher Staat seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. Das hat natürlich verheerende Folgen für das Image der gesamten Golf-Region. Denn schnell fürchten Anleger und Analysten, dass auch andere Golfstaaten Schwierigkeiten haben könnten. Und so kommt die Hilfe aus dem benachbarten Abu Dhabi ein bisschen zu spät – die Rating-Agenturen haben längst die staatseigenen Firmen Dubais herabgestuft und so die Spirale weiter beschleunigt. Es bestehen große Zweifel, ob sich die Wirtschaft in Dubai so schnell erholt, wie es die Scheichs vorhersagen. Es fehlt Dubai einfach das Öl, um im Wettstreit mit seinen Nachbarn dauerhaft bestehen zu können. Gleichwohl gilt es als unwahrscheinlich, dass die anderen Golfstaaten einen Staatsbankrott von Dubai zulassen würden.
Unserer Auffassung nach sind die Reaktionen an den Märkten daher übertrieben – zumal es im Moment tatsächlich nur um 3,5 Mrd. US-Dollar geht. Dennoch werden weltweit die Banken und der Dollar abgestraft. Bei den Banken fürchtet man, dass diese im großen Stil noch Bereinigungen in ihren Büchern vornehmen müssen – und in größerem Umfang in Dubai investiert sind. Schnell beeilen sich die Banken zu dementieren. Dennoch purzeln die Kurse und sorgen dafür, dass die Jahresendrallye erst einmal nicht startet.
Und so passiert im Schatten der Dubai-Krise das eigentlich Wichtige für die Märkte und die weiteren Aussichten. Der Dollar-Kurs bricht weltweit zusammen. In der Schweiz hat der die psychologische wichtige Marke von 1:1 durchbrochen; gegenüber dem Euro die Marke von 1,50 USD je EUR durchstoßen und in Japan sank der US-Dollar auf den niedrigsten Wert seit 14 (!) Jahren.
Kurz gesagt: Es gibt keine Dollar-Unterstützung mehr an den weltweiten Märkten. Und das ist ein wirklich ernstzunehmendes Problem – die Zentralbanken Asiens, Europas und Nordamerikas werden nun handeln müssen. Die USA erpressen wieder einmal die Welt mit ihrer Währung und versuchen sich auf Kosten des Rests der Welt zu stabilisieren.
Es ist klar, dass der US-Dollar als Welt-Handelswährung wie auch als Leitwährung ausgedient hat. Nur kommt das zu früh; die Finanzmärkte sind noch nicht stabil – und eine neue Leitwährung z.B. ein Korb, in dem auch der chinesische Yuan (entkoppelt vom Dollar) enthalten ist, ist noch nicht geschnürt.
Aber das wäre ein Thema für einen gesonderten Beitrag.
1 Comment
Leave your reply.