In dieser Woche haben wir uns mit dem Ausblick für den europäischen und deutschen Aktienmarkt beschäftigt. Dabei haben wir uns auf die sogenannten Standardwerte beschränkt und hierzu die Titel aus dem EuroStoxx-50 und dem DAX-30 näher beleuchtet.
Aufgrund der doch sehr unterschiedlichen Meldungen zur konjunkturellen Lage und den Erwartungen zur Erholung derselben, zeigt sich ein sehr heterogenes Bild. Dies und der Blick auf die verschiedenen Indikatoren zur Marktentwicklung lässt uns zu dem Schluss kommen, dass wir auf dem Euro-Aktienmarkt in Summe eine Seitwärts-Bewegung erwarten. Es wird positive und negative Meldungen geben – und zwar sowohl innerhalb der einzelnen Landesmärkte als auch innerhalb der einzelnen Sektoren. Das heißt, wir erwarten nicht den generellen Trend, dass eine Branche oder ein Sektor im Positiven das ausgleicht, was ein anderer Sektor verliert. Ebenso wird es nicht möglich sein, einzelne Landesmärkte gegeneinander auszugleichen. In der Konsequenz bedeutet dies, dass es – wenn die Einschätzung zutrifft – schwierig werden wird, mit Tracking-Produkten wie z.B. einem Brachen- oder Index-ETF Geld zu verdienen. Das Gleiche gilt auch für die entsprechenden Zertifikate. Dennoch ist es möglich, am europäischen Aktienmarkt attraktive Renditen zu erwirtschaften. Man muss dazu aber gezielt auswählen und die einzelnen Werte im richtigen Verhältnis zu einander mischen und richtig auf einander abstellen.
Das ist natürlich eine Binsenweisheit, doch gibt es in diesem Jahr einen besonderen „Tick“ extra: die Dividendenrendite. Wir befinden uns in einem historisch besonderen Umfeld. Denn es zeigt sich, dass der Anteil der Dividendenrendite an der erwarteten Gesamt-Performance erstmals wieder deutlich überwiegt. In den vergangenen Jahrzehnten war eher der Kursgewinn der bestimmende Anteil – nun dreht sich für einige Werte das Gewicht.
Wir haben uns hierzu die von den Analysten erwarteten Dividendenzahlungen im Jahr 2010 angesehen und diese auf die aktuellen Börsenkurse bezogen. Je nach persönlichem Rendite-Anspruch gelangt man hier durchaus zu attraktiven Verzinsungen. Natürlich muss man auch die persönlichen Erwartungen bezüglich der Kursentwicklungen (positiv wie negativ) mit in die Betrachtung einfließen lassen. Dazu gehören sicherlich die Branche, die Branchenerwartungen, der aktuelle Kurs im Vergleich zum historischen Höchst- und Tiefstkurs… Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle: Natürlich können Analysten irren. Das zeigt am besten das Beispiel der Daimler AG. Die Analysten hatten im Schnitt eine Dividendenzahlung von 0,78 EUR je Aktie erwartet. Gestern hat Herr Zetsche jedoch verkündet, dass es, entgegen der Erwartungen, keine Dividendenzahlung geben wird. Insofern hinkt natürlich die Betrachtung der Märkte nach der Dividendenrendite. Dennoch erhält man einen interessanten Ausblick…
Zunächst ist es eine Überlegung wert, ob die erwarteten Ausschüttungen der großen europäischen (und deutschen) Unternehmen an ihre Eigentümer einen Rückschluss erlauben auf die konjunkturelle Lage in den Ländern bzw. in den Branchen. Dies ist interessant, wenn Sie sich eine Meinung über Indexfonds bilden möchten.
Die EuroStoxx 50 repräsentieren derzeit eine Marktkapitalisierung von 1.840.240 Mio. EUR. In Worten: eine Billion achthundertundvierzig Milliarden und zweihundertundvierzig Millionen Euro. Die Verteilung auf Länder und Unternehmen sieht wie folgt aus:
Land | Anzahl | Kapitalisierung in Mio. EUR | Ø Größe in Mio. EUR | Ø Dividendenrendite |
Frankreich | 19 | 696.927,70 | 36.680,41 | 4,32% |
Deutschland | 12 | 441.448,23 | 36.787,35 | 4,25% |
Italien | 6 | 198.486,19 | 33.081,03 | 4,68% |
Niederlande | 5 | 154.045,33 | 30.809,07 | 2,12% |
Spanien | 5 | 254.569,43 | 50.913,89 | 5,85% |
Finnland | 1 | 37.477,35 | 37.477,35 | 4,09% |
Irland | 1 | 12.280,42 | 12.280,42 | 3,58% |
Luxemburg | 1 | 44.969,95 | 44.969,95 | 2,04% |
Total | 50 | 1.840.204,60 | 36.804,09 | … |
Die Tabelle zeigt, dass im Durchschnitt der EuroStoxx-50 die fünf spanischen Unternehmen die höchste Dividendenrendite versprechen. Das überrascht zunächst einmal, da doch gerade in der gegenwärtigen Situation Spanien und Portugal als die Länder in der Eurozone gelten, die nach Griechenland besondere konjunkturelle Schwierigkeiten haben. Warum sollten also gerade die spanischen Unternehmen besonders hohe Gewinne erzielt haben und diese ausschütten können?
Wenn man hier ins Detail geht, stellt man fest, dass die hohe Dividendenrendite in Teilen weniger an den Gewinnen der spanischen Unternehmen liegt als daran, dass die Kurse dieser Unternehmen in Summe stark verloren hatten und nun – relativ gesehen – recht günstig sind.
Es gilt weiter, dass die Betrachtung von fünf spanischen Unternehmen keine repräsentative Aussage über den spanischen Markt erlaubt. Richtiger ist es also sich den spanischen IBEX anzusehen; oder in Deutschland den DAX usw. Wenn Sie dies tun, werden Sie feststellen, dass Spanien nach Analystenmeinung gar nicht so unattraktiv ist.
Die Top-10 Dividendenrenditen der EuroStoxx-50 liegen zwischen 5,8% und 8,4% in 2010 – auf Basis der aktuellen Kurse und den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Unter diesen Top-10 finden sich vier Energieversorger und drei Telekommunikationsdienstleister, ein Mischkonzern, einmal Medien, einmal Versicherungen. Vier Unternehmen kommen aus Frankreich, drei aus Deutschland, zwei aus Italien und eines aus Spanien.
Die „schlechtesten“ zehn Dividendenrenditen liegen im Schnitt noch immer bei 1,8% für 2010. Drei Unternehmen aus Frankreich, drei aus Deutschland, drei aus den Niederlanden und eines aus Luxemburg. Wenn wir nun ergänzend noch einen Blick z.B. auf den deutschen Markt werfen, so finden sich unter den „Top 10“ neben den Energieversorgern und den Telekommunikationsdienstleistern auch zwei Versicherer und zwei Chemie-Unternehmen. Im europäischen Vergleich liegen letztere eher auf den hinteren Rängen.
In Summe sehen wir daher unsere eingangs getroffene Einschätzung der Seitwärtsbewegung bestätigt. Innerhalb der Ländermärkte wie beispielsweise DAX, CAC oder EuroStoxx gibt es große Unterschiede und Verwerfungen und dies gilt auch zwischen den Ländern der Euro-Zone. Es lohnt also der Blick auf einzelne Branchen und wiederum auf einzelne Titel in den Branchen, da auch hier die Verwerfungen sichtbar sind.
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