Der deutsche Verbraucher spürt Griechenland an der Zapfsäule. So ungefähr lauteten einige Schlagzeilen in den letzten Tagen. Was daran richtig? Richtig ist, dass die Benzinpreise in den letzten Tagen und Wochen deutlich angestiegen sind. Ein Schelm wer dabei an die demnächst anstehenden Ferientermine oder gar an Absprachen zwischen den Tankstellen-Konzernen denkt? Gewiss nicht – aber gucken wir doch einmal ein bisschen genauer hin.
Richtig ist, dass der Euro aufgrund der „Griechenland-Krise“ als Währung unter Druck gekommen ist. Das bedeutet, dass der Euro gerade im Vergleich zum US-Dollar an Wert verloren hat. Richtig ist weiter, dass Roh-Öl als Grundlage für die Herstellung von Benzin und Diesel auf Dollarbasis gehandelt wird. Ergo: durch den gefallenen Euro ist das Roh-Öl, welches jetzt gekauft wird, teurer geworden.
Weiter gibt es eine steigende Nachfrage nach Öl aus dem asiatischen Raum; insbesondere aus China. Dort ist die Konjunktur bereits wieder angesprungen – die Nachfrage nach Öl stieg um gut 10%. Doch angeblich ist im Wesentlichen der schwache Euro (und damit Griechenland) an den hohen Spritpreisen schuld. So u.a. die Mineralöl-Industrie.
Also gucken wir noch etwas genauer hin… Im Sommer 2008 kostete das Barrel Roh-Öl rund 150 US-Dollar, der Liter Benzin im Durchschnitt 1,30 EUR, teilweise 1,40 EUR. Nun liegt der Preis für Roh-Öl bei rund 80 US-Dollar. Der Liter Benzin kostet rund 1,40 EUR.
Heute kostet ein Euro rund 1,37 US-Dollar. Im Sommer 2008 musste man 1,55 US-Dollar für einen Euro bezahlen. D.h. wechselkurs-bereinigt zeigt sich folgendes Bild:
Sommer 2008: ein Liter Benzin bei 1,30 EUR; ein Barrel Roh-Öl bei 96,77 EUR
heute: ein Liter Benzin bei 1,40 EUR; ein Barrel Roh-Öl bei 58,39 EUR
D.h. bei einem um 39% gesunkenen Roh-Öl-Preis in Euro (!), ist der Benzinpreis um gut 7,5% gestiegen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…? Oder ganz deutlich: Da wird gezielt mit Nebelkerzen geworfen, um davon abzulenken, dass der Preisanstieg mit dem „schwachen“ Euro so gut wie nichts zu tun hat. Faktisch sind es Spekulanten und die Öl-Konzerne, die den Benzinpreis treiben. Und auf diesen kommt es an – nicht auf den Roh-Öl-Preis, wie die kleine Nach-Berechnung oben gezeigt hat. Es ist nämlich nicht so, dass die Produktionskosten oder die Mineralöl-Steuern in den vergangenen 1,5 Jahren rasant gestiegen wären… Also hören wir auf damit, Griechenland für die Benzinpreise verantwortlich zu machen. Und hören wir insbesondere damit auf, uns ein X für ein U oder einen Dollar für einen Euro weiß machen zu lassen!
Was kommt nach Griechenland? Viel war zu lesen, dass Spanien und Portugal die nächsten Dominosteine wären. Wir verweisen an dieser Stelle auf unsere vorausgegangenen Beiträge, in denen wir vom „kranken Mann“ auf der Insel sprachen. Wie von uns befürchtet, befindet sich das britische Pfund mehr oder weniger im freien Fall. Seite Mitte Februar kennt der Außenwert des Pfund nur eine Richtung: abwärts.
Die Gründe sind eindeutig: Der Premier verkündet öffentlich einen eher saloppen Umgang mit dem anstehenden Schuldenabbau. Dazu kommen jahrelange Misswirtschaft, eine überaltete Infrastruktur und eines der größten Haushaltsdefizite Europas. Die Neu-Verschuldung auf der Insel beträgt 12,4% des Brutto-Inlandsproduktes. Das ist das Niveau von Griechenland. Nur, dass das Pfund obendrein nicht Teil des Euro-Raumes ist. Anders als im Falle Griechenland, kann das Pfund also nicht auf stabilisierende Effekte durch stärkere Staaten mit der gleichen Währung hoffen. Es würde also nicht verwundern, wenn die Spekulanten (die sich mit dem entschiedenen Eintreten der Euro-Länder und den deutlichen Drohungen etwas schwer tun) sich nun Großbritannien zuwenden. Das Momentum für erfolgreiche Spekulationen gegen das Pfund sind mindestens so erfolgversprechend wie im Falle Griechenland.
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