Heute melden wir uns direkt vom Parkett der Börse Stuttgart. Bereits in der letzten Woche erfolgte in den USA der erste Zinsschritt nach oben. Es wurden jeodch nicht sämtliche Zinsen angehoben, sondern zunächst nur der Diskontzinssatz; der wichtige Leitzins blieb unverändert. Dennoch reagierten die Märkte nervös. Die Befürchtungen waren (und sind), dass der Leitzins in den USA schneller als erwartet ebenfalls angehoben werden würde. Und diese Nervosität konnte auch die Rede am Mittwoch von US-Notenbankchef Ben Bernanke den Märkten nicht nehmen.
Eine direkte Auswirkung auf die Anleihen und damit auf die Rentenmärkte war also zu erwarten gewesen. Diese ist jedoch unter der Entwicklung des Gesamtmarktes versteckt, da zeitgleich die Nachrichten aus Griechenland, die schlechten Verbraucherdaten aus den USA und der erstmalig wieder rückläufige ifo-Geschäftsklima-Index auf das Parkett wirkten.
Gehen wir also ein bisschen in die Tiefe:
Steigende Zinsen in den USA erzeugen eine Erwartung, dass a.) die Zinsen auch in Europa und anderen Teilen der Welt ansteigen werden – und dass b.) auch die Leitzinsen steigen werden. Das bedeutet zunächst einmal, dass zu dem Zeitpunkt, in welchen die Zinsen wirklich gestiegen sind(!), die im Umlauf befindlichen festverzinslichen Anleihen gegenüber heute an Attraktivität verlieren, weil die Zinsdifferenz zwischen Coupon und Leitzins (Marktzins) abnimmt. D.h. für diese Papiere fällt der Kurs. In der Folge steigt ihre Rendite, so dass sie sich wieder auf dem Niveau der Umlaufsrendite des jeweiligen Marktes einpendeln.
Nun ist die Welt aber ein bisschen komplizierter… Es spielen auch die Zinsdifferenz zwischen dem In- und Ausland (z.B. USA und Deutschland), die Währung (hier: Dollar vs. Euro) eine wichtige Rolle. Und kommt Griechenland gleich zweimal eine Rolle zu.
1.) Die echte Sorge und die künstlich aufgebauschte Gerüchtewelt um Griechenland führt dazu, dass der Euro und damit Anleihen im Euro an Attraktivität z.B. gegenüber US-Bonds verlieren. D.h. das Geld fließt aus dem Euro raus in den Dollar – was den Effekt verstärkt. In der Folge gibt der Euro erneut nach. Und das ist auch das, was wir an den Märkten beobachten konnten.
2.) Innerhalb des Euroraumes werden die griechischen Anleihen abgewertet. D.h. als stabiler angesehene Anleihen im Euroraum gewinnen an Wert, während die griechischen Anleihen im Wert sinken. In der Folge steigt die Umlaufsrendite in Griechenland, während sie in “stabileren” Ländern sinkt.
Und nun stellt sich die Frage, welcher Effekt überwiegt z.B. in Deutschland? Die steigende Attraktivität des US-Marktes oder der Schub ausgelöst durch Griechenland? Und wie stark wiegen die Entwicklungen an den Aktienmärkten? Die Antwort gibt uns letztlich die kfw-Bank. Tatsächlich ist es so, dass der Bund-Future in Summe gegenüber der Vorwoche gestiegen ist. Im Moment steht er bei 124,41 – entsprechend ist die Umlaufrendite in Deutschland von 2,9% (Vorwoche) auf 2,7% aktuell gesunken.
Gestützt wird der deutsche Rentemarkt durch zwei Dinge:
1.) Innerhalb der Eurozone gelten die deutschen Anleihen als Referenz. Je schwächer Griechenland also erscheint, um so besser seine Eurogelder in deutsche Anleihen umzutauschen. Das treibt die Kurse für deutsche Anleihen.
2.) Im gleichen Zeitraum (Vorwoche zu heute) hat der DAX von 5.722 auf aktuell 5.590 nachgeben. Sprich: der Kapitalmarkt hat einen relativen Impuls in Richtung Renten gegeben.
Der USA-Effekt findet nicht wirklich statt, da ein Gerücht auf dem Parkett die Runde macht. Es heißt, die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (kfw-Bank) solle griechische Staatsanleihen aufkaufen. Damit würde indirekt das geschehen, was viele erhofft haben: die gute Bonität von Deutschland wird genutzt, um Griechenland und damit den Euro zu stützen. Die Reaktion kam prompt. Der Wechselkurs des Euro machte einen Sprung nach oben: von 1,3452 Dollar auf 1,3665 Dollar. Und jetzt werden deutsche Anleihen doppelt interessant – insbesondere wenn man sie vorgestern auf Dollar-Basis gekauft hat…
Doch die Anleihen sind nicht das Einzige, was auf die Veränderung von Zinsen und Wechselkursen reagiert. Auch die Edelmetalle sind davon betroffen – wenngleich hier andere Fundamentaldaten hinzu kommen.
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