Kennen Sie GIPS? Es ist das Gleiche wie PIGS – erscheint aber bedeutend höflicher, nicht wahr?
Die Nachrichten um Griechenland blieben das bestimmende Thema in dieser Woche – sie wurden „gewürzt“ mit etwas Portugal, ein wenig Spanien und eine Messerspitze Italien. Und heraus kam: eine aufregende Mittelmeer-Finanzmischung, die den Euro und uns kräftig in Wallung versetzt hat. Dabei war die Stimmung in Deutschland nicht zwingend so, dass wir um einen „Wachmacher“ gebeten hätten. Ganz im Gegenteil – eigentlich waren wir gerade auf dem besten Wege, die letzten Wehen der Finanz- und Wirtschaftskrise zu verdauen, als uns ungefragt der Mittelmeer-Cocktail verabreicht wurde. Vielen Dank!
Und wie es nicht anders zu erwarten war, griffen unsere Politiker beim Cocktail zu – und bei der Lösung des Problems daneben. Wir wollen deshalb heute einen Vorschlag unterbreiten, wie man zu einer vernünftigen Lösung kommen kann, die den Euro härter macht denn je und ihn dauerhaft in seiner Stabilität und Vertrauenswürdigkeit festigt. Und dass ohne einfach für Griechenland zu bezahlen.
Da die Statuten des Euro nicht vorsehen, dass ein Land zum Austritt aus dem Euro gezwungen werden kann, müssen Staaten, welche sich in einer kritischen Situation befinden von sich aus austreten. Nur wie macht man das freiwillige Ausscheiden für diese Staaten schmackhaft? Die höfliche Erinnerung daran, dass der Euro eine Währungsgemeinschaft, aber keine Schuldengemeinschaft ist, reicht nicht aus.
Es wäre also ratsam, zwei ganz einfache Dinge zu tun:
1.) Die Euro-Länder versorgen Griechenland mit der notwendigen Liquidität, um die Zahlungsfähigkeit des Landes aufrecht zu erhalten. Für weitergehende Bedarfe werden nur Bürgschaften gegeben. Das schont die Liquidität der EU-Bürger und reicht völlig aus.
2.) Im Gegenzug dazu scheidet Griechenland aus der Euro-Zone aus. Gleichzeitig erhält Griechenland eine einseitige Option, in die Euro-Familie zurückzukehren, wenn a.) bestimmte (streng nachzuprüfende Kriterien erfüllt sind) und b. das Griechenland dann überhaupt will. Es ist also ein Rückkehr-Recht, keine Rückkehr-Pflicht.
Die Folgen wären, dass der Euro an Wert und Stabilität gewinnt, da nun der Wert der Gemeinschaftswährung sich nur noch an der Bonität der verbleibenden gesünderen Volkswirtschaften festmacht.
Das Vertrauen der Märkte in den Euro wäre wiederhergestellt und der Euro besser denn je – faktisch wäre er die härteste Währung, die wir je hatten. Griechenland kann nun die Drachme wieder einführen und diese gezielt abwerten. Damit entstehen für das Land zwei Abmilderungen bei der Durchführung des notwendigen Sanierungskurses. Durch die Abwertung verschafft sich das Land einen relativen Wettbewerbsvorteil, den es nutzen kann, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Und weiter kann das Land seine Inlandsschulden zum Teil mit der Inflation bezahlen. In der Folgen wären die notwendigen Einschnitte für die griechische Bevölkerung zwar noch immer schmerzhaft, aber deutlich geringer. Damit wiederum steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die griechische Politik die Massnahmen tatsächlich durch- und umsetzen kann. Das wiederum macht eine erfolgreiche Sanierung des Landes wiederum wahrscheinlicher – so dass sich der Kreis schließt.
Wir übrigen Euro-Länder müssen uns klar machen, dass wir die an Griechenland gegebenen Gelder für eine längere Zeit nicht zurückbekommen werden – sondern erst nach erfolgreicher Sanierung. Und dann auch nicht en bloc, sondern in Tranchen. (Sonst haben wir das gleiche Desaster noch einmal.)
Ein Schmankerl am Rande: der Euro könnte auch während der Sanierung in Griechenland Zahlungsmittel bleiben, wenn es die Griechen wollen. So wird der vermeintliche Gesichtsverlust für die Griechen geringer. Seht her – wir haben noch den Euro. Es ist nur so, dass wir für eine gewisse Zeit nicht mehr an dem Währungskorb teilnehmen und damit aus der Berechnung herausfallen.
Klingt komisch für Sie? Erinnern Sie sich kurz an den Balkan oder an die ehemalige DDR… Zahlungsmittel war neben der offiziellen Währung die DM. Es wäre ein leichtes die neue Drachme nach ihrer Abwertung mehr oder weniger fest an den Euro zu koppeln. Ebenso wäre es eine schöne Geste der übrigen Europäer, den Griechen den Euro nicht buchstäblich wegzunehmen.
Im Ergebnis: ein Euro ist ein Euro ist ein Euro – nur ohne Griechenland. Und ja – im Bedarfsfalle, ließe sich die Übung auch im Falle Portugals, Spaniens und Italiens wiederholen. Wenn es denn sein müsste – was wir aber alle gemeinsam nicht hoffen wollen.
Ein Wort zum Schluss: Erinnern Sie sich, mit welchem EUR/USD-Kurs der Euro 1999 bzw. 2002 eingeführt wurde? Warum zwei Daten?
Am 1. Januar 1999 wurde der Euro als offizielle Währung eingeführt. Der Wechselkurs damals betrug 1 EUR = 1,1789 USD.
Am 1. Januar 2002 folgte der Euro als Bargeld und löste damit endgültig die DM ab. Der Wechselkurs betrug damals 1 EUR = 0,9038 USD.
Aktuell pendelt der Wechselkurs um 1,32 oder 1,33 USD je Euro.
Was wäre eigentlich so schlimm, wenn der Euro zum US-Dollar noch ein wenig nachgeben würde…? Und damit auch gegenüber dem chinesischen Yuan? Dass wir mehr und leichter nach Asien und in die USA exportieren könnten? Dass unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China und den USA steigt?
1 Comment
Leave your reply.