Nun ist es also soweit. Aus Porsche und VW soll ein gemeinsamer Konzern werden, in welchem der Sportwagen-Bauer zur zehnten Marke unter dem Dach von VW wird. Sitz des gemeinsamen Konzerns wir Wolfsburg sein. Das „Stuttgart“ im Firmenwappen von Porsche wird aber bleiben. Trotzdem: Ein herber Schlag für die erfolgsverwöhnten Schwaben und für die Stadt Stuttgart. Und auch für den Auto-Standort Deutschland – wie wir noch beleuchten werden.
Portfolio-Manager müssen nicht immer einer Meinung sein. So ist es auch bei uns der Fall gewesen. Der eine hätte eine Übernahme von VW durch Porsche begrüßt, der andere sah eher die Vorteile, wenn Porsche unter das Dach von VW schlüpft. Und so haben wir kontrovers diskutiert. Im Stillen. Denn schnell half uns ein Blick in der Analen der Firmengeschichte, um herauszufinden, dass es VW Porsche schon einmal gab. Das Modell 914.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1966. Der damalige VW-Vorstand Nordhoff und Ferry Porsche vereinbarten eine Kooperation, die – nach einigem Hin und Her – im April 1969 in der Gründung der „VW Porsche Vertriebsgesellschaft mbH“ mündete. Das Fahrzeug wurde mit VW-Emblem und Porsche-Schriftzug am Heck der Öffentlichkeit vorgestellt. In den USA – dem wichtigsten Auslandsmarkt beider Hersteller – wurde der 914 rein mit dem Porsche-Schriftzug und dem Porsche-Wappen verkauft. Und dies aus gutem Grund: Die Verbindung der Marken erwies sich rasch als Image-Problem für das neue Modell. Das Auto wurde schnell als „Volksporsche“ verspottet und fand im Inland keine rechte Akzeptanz. Nach nur 6 Modelljahren kam das Aus für den 914 – zumal die letzten beiden Modelljahre rein für den US-Markt produziert wurden.
40 Jahre später ist es also wieder soweit. Nur das dieses Mal nicht ein gemeinsames Modell und eine gemeinsame Vertriebsgesellschaft gegründet werden. Dieses Mal soll ein gemeinsamer Konzern entstehen. Und mit Blick auf die Geschichte darf es nicht verwundern, dass auch heute VW vorne steht. Gehen wir noch einmal kurz zurück ins Jahr 1966: Ferry Porsche und Heinrich Nordhoff vereinbaren mündlich (!) die Entwicklungs- und Vertriebspartnerschaft. So – wie es in Schwaben damals üblich war – ein Handschlag genügt und man hält sich an die Verabredungen. Und so ist es in weiten Teilen noch heute in Schwaben gängige Praxis.
Nach dem plötzlichen Tod von Nordhoff sah sich dessen Nachfolger Kurt Lotz nicht an die getroffenen Verabredungen gebunden und erklärte wohl, dass die alleinigen Nutzungs- und Vertriebsrechte am 914 bei VW lägen. Dies war kurz vor der Markteinführung. In zähen Verhandlungen einigte man sich schließlich auf den bekannten Kompromiss – notgedrungen. Das gemeinsame Vertriebs- und Marketingkonzept stand damit von Beginn an unter keinem guten Stern. Die Reaktionen auf den Namen „VW-Porsche“ in Deutschland taten ihr Übriges. (Darum auch der geänderte Markenauftritt in den USA.)
Die schwierigen und unschönen Verhandlungen zwischen Porsche und VW haben also eine lange Tradition. Und sie führten bislang immer dazu, dass VW ein bisschen mehr Sieger war als Porsche. Und vielleicht war es so auch als Retourkutsche geplant, dass die kleine Porsche Holding Europas größten Automobil-Hersteller übernehmen wollte. Doch die Geschichte zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Porsche und VW nicht immer gut für Porsche ausging. Und so hoffen wir, dass die künftigen Partner aus ihrer Geschichte lernen. Denn die Gefahr ist groß, dass sie dieses Mal bedeutende Werte kaputt machen könnten. Unter den wertvollsten 100 Marken der Welt belegt „Porsche“ immerhin Platz 35 mit 17,5 Mrd. US-Dollar Wert. VW ist unter den Top 100 Marken der Welt nicht vertreten. VW hat einfach nicht die Strahlkraft, nicht das Image und zählt eben nicht zu den Top-Marken der Welt. Und wie schädlich ein falscher Markt-Auftritt sein kann, zeigt trefflich das Beispiel des 914. Dass es dennoch für Porsche richtig ist, mit VW zusammen zu gehen, liegt auf der Hand: Porsche allein hätte keine langfristige Überlebenschance, am Markt zu bestehen. Stichwort: Flottenausstoss an CO2.
Werfen wir noch einen weiteren Blick in die Zukunft: Gewichtig ist der Schaden, den Deutschland bei der ganzen Angelegenheit davon getragen hat. Das ordnungspolitisch auf das Schärfste zu verurteilende VW-Gesetz wird durch den nun verabredeten Weg sogar noch gestärkt. Dieser Unfug müsste eigentlich so schnell wie möglich beseitigt werden – schadet das VW-Gesetz wie kaum ein anderes dem internationalen Ansehen Deutschlands.
Deutschland hat nicht viele Rohstoffe – es hat aber die Menschen und ihre Fähigkeiten und ein exzellentes (machmal auch umständliches und überreguliertes) Rechtssystem. Und gerade dieser Standort-Vorteil, nämlich die Transparenz, Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit und die Absolutheit der Rechtsnormen werden durch das VW-Gesetz förmlich kolportiert. Man muss sich immer vor Augen führen, dass Deutschland ein Hoch-Lohn-Standort ist. Wir stehen im weltweiten Wettbewerb um Aufträge und Investitionen – gerade heute mehr denn je. Unsere Wettbewerbsvorteile sind unser Know How und unsere weltweit mit vorbildliche Infrastruktur, zu der auch unser Rechtssystem gehört. Das VW-Gesetz erinnert da eher an eine Bananen-Republik und an staatlichen Interventionismus der schlimmsten und billigsten Art. Es hat wenig mit einem modernen, international ausgerichtetem und international offenen Rechtsstaat zu tun. Es sollte unser aller Anspruch sein, es besser zu machen.
Das Festhalten am VW-Gesetz (trotz freundlicher, internationaler Ermahnungen) steht jedoch in einer Linie mit der schleichenden, zunehmenden staatlichen Bevormundung und Hegemonie, welche wir gerade erleben. Dies hat schon lange vor der Finanzkrise begonnen – und der Trend zu immer mehr Staat ist leider unverkennbar. Das ist schädlich für den Standort Deutschland, schädlich für den inländischen Kapitalmarkt – und schwächt die deutsche Position im internationalen Wettbewerb.
Wir wollen nicht nach unregulierten Märkten rufen – nein, aber nach vernünftigen, durchdachten und wettbewerbsfähigen Normen, die dem freien Spiel zwischen Angebot und Nachfrage den richtigen Rahmen geben. Statt dessen sehen wir die umgekehrte Richtung, obwohl die Geschichte der Menschen weltweit zeigt, dass
– staatlich beherrschte Gesellschaften zum Scheitern verurteilt sind und
– staatlich geführte Unternehmen ineffizient sind und zur Verschwendung neigen.
Der Staat ist nicht besonders gut im Wirtschaften… also – lassen Sie uns alle ein bisschen mehr Demokratie und Selbstbestimmung wagen. „Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen.“, sagte Immanuel Kant – der berühmte deutsche Philosoph. Das wird unserer Gesellschaft zum Vorteil gereichen und helfen, die Märkte in Deutschland weiter zu entwickeln. Dazu ist es auch notwendig, endlich Abstand von der in Deutschland weit verbreiteten Neidkultur zu nehmen. Gönnen wir anderen ihren Erfolg – und rufen nicht gleich nach Umverteilung. Denn das Maß, dass wir erreicht haben, erinnert schon verdächtig an Gleichmacherei – dabei sind es doch gerade die Unterschiede, die das Leben so reizvoll, spannend und schön machen.
Übrigens – der stärkste jemals gebaute 914 war ein 914/8 mit 300 PS – als Versuchsfahrzeug für niemand anderen als Ferdinand Piëch. Gönnen wir es ihm…
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