„Die Rente ist sicher.“, sagte einst Norbert Blüm (1982 – 1998 Bundesminister für Arbeit und Soziales). Heute bringt Rainer Brüderle (derzeit Bundesminister für Wirtschaft) mit seinen Äußerungen zur sog. „Rentengarantie“ eine Pseudeo-Rentendiskussion rechtzeitig zum Sommerloch.
Bei aller Schelte, die Herrn Brüderle von Seiten zuteil wird… so ganz unrecht hat er mit seinem Vorstoß nicht. Doch die beginnende Diskussion springt zu kurz. Zunächst wird der generelle Konstruktionsmangel des deutschen Rentensystems nicht öffentlich thematisiert. Das Umlageverfahren kann nicht dauerhaft funktionieren, wenn a.) die Menschen immer älter werden (also länger Renten beziehen) und b.) immer weniger Betragszahler immer mehr Rentner bezahlen sollen. Schon hier ist offensichtlich, dass die Renten – anders als Herr Blüm es formulierte – nicht sicher sind, sondern in der Höhe sinken müssen. Hinzu kommt eine Altlast aus der deutsch-deutschen Wiedervereinigung: die Aufnahme der DDR-Renter und der Anwartschaften zum Kurs 1:1. Dieser „Web-Fehler“ belastet doppelt. Die Ost-Renten sind im Durchschnitt höher, da durchschnittlich mehr Arbeitsjahre zu Buche schlagen (keine Vorruhestands-Regelungen) und sehr oft beide Ehegatten berufstätig waren. Diese Verpflichtungen wurden übernommen – ohne dass jemals in das bundesdeutsche Rentensystem einbezahlt wurde.
Auch unter Berücksichtigung der Nachhol-Effekte der Rentengarantie (Verrechnen des Betrages, um welchen die Renten eigentlich hätten sinken müssen mit künftigen Rentenerhöhungen) ändert nichts daran, dass das deutsche Rentensystem im höchsten Maße unsozial ist und die heutigen Beitragszahler und die kommenden Generationen über Gebühr belastet. Auf die Gefahren künftiger Altersarmut wird vielseits immer wieder hingewiesen… nicht ausgesprochen wird, dass die heutigen Beitragszahler eine Generation von Rentnern subventionieren, die in Summe über ihre Verhältnisse gelebt hat und zu wenig Vorsorge betrieben hat. Es geht um gegenwärtig 20 Millionen Wählerstimmen – das ist der Punkt. Diese „Rentnermacht“ lebt auf Kosten und zu Lasten ihrer Kinder und Kindeskinder. Ob sie es will oder nicht – der Hegemonialstaat hat es verordnet und damit eine Rentnergeneration geschaffen, der es so gut geht wie keiner zuvor – und deren staatlicher Wohlstand auch keine nachfolgende Generation mehr erreichen wird.
Offen bleibt die Frage, ob die Politik bei der aktuelle Rentnergeneration nachfragen wird, ob der Zusammenhang bekannt ist und ob die Rentnergeneration diese Verwerfung eigentlich möchte… Man braucht kein Prophet zu sein, um zu erahnen, dass die Antworten vielschichtig wären. Sehr wahrscheinlich würde es aber so sein, dass die Mehrheit der aktuellen Rentnergeneration es nicht möchte, zu Lasten ihrer Kinder und Enkel zu leben…
2 Comments
Leave your reply.