Ganz frei nach Shakespeare beschäftigen sich die Regierungen in den USA und Europa mit der Frage wie die Rating-Agenturen einer staatlichen Kontrolle unterworfen werden. Wohlgemerkt – es geht nicht um das „ob“, sondern um das „wie“. Und in diesem Zusammenhang wird auch diskutiert, wie die Rating-Agenturen an den Kosten der Finanzkrise beteiligt werden können.
Es geht um die großen drei der Branche: Standard & Poor´s, Moody´s und Fitch. Ihre Marktmacht und die durchaus marktbeeinflussende Stellung ihres Geschäftsmodelles an sich, sind Politikern diesseits und jenseits des Atlantiks ein Dorn im Auge. Wenn nun die Politik lautstark feststellt, dass es ja hier gar keinen Wettbewerb gäbe, dann ist da auch ein bisschen Theater mit im Spiel. Denn das o.g. Oligopol beherrscht die Märkte ja nun nicht erst seit gestern…
Kern der Auseinandersetzung zwischen Rating-Agenturen und Regierungen sind zwei Dinge: a.) die möglichen Interessenkonflikte der Rating-Agenturen und eine verbundene Vorteilsnahme und b) fordern die Regierungen zu recht mehr Transparenz. Die Rating-Agenturen sollen ihre Bewertungsmaßstäbe und Algorithmen aufdecken. Dagegen wehren sich die Agenturen mit dem Verweis auf das jeweilige Betriebsgeheimnis und die damit verbundene Geschäftsgrundlage. So sehr man Firmeninterna zu schützen und zu respektieren hat, das Argument greift nicht. Ein Rating-Standard wird dann zum Standard, wenn nachzuvollziehen ist, wie ein Ergebnis zu Stande kommt und welche Größen dabei welchen Einfluss haben. Erinnern Sie sich an Ihre Schulzeit – stellen Sie sich vor, sie schreiben eine Klassenarbeit. Sie bekommen dafür eine Note. Aber Sie erhalten keinen Hinweis, an welcher Stelle, Sie welche Fehler gemacht und wie welche Aufgabe gewichtet wurde. Fühlen Sie sich dann fair benotet? Akzeptieren Sie die Note? Sicher nicht…
Warum sollen also die Marktteilnehmer die Rating-Noten akzeptieren? Weil es derzeit noch keine Alternativen gibt. Wer den bestehenden Agenturen droht, diesen im Zweifel die Lizenz für den jeweiligen Markt zu entziehen, der muss auch Sorge dafür tragen, dass sich das Oligopol nicht weiter verkleinert. D.h. es müssen neue, unabhängige Agenturen entstehen, die transparent sind und sich ihre Plätze in den Märkten erobern.
Es ist also durchaus nicht verkehrt, was die Politik in den USA und in der EU fordert. Die EU beispielsweise wird ab 1. Januar 2011 die Rating-Agenturen der Finanzaufsicht unterstellen – als erste Region weltweit. Fraglich bleibt dabei natürlich, wie wirksam solche Alleingänge in einer vernetzten, globalen Finanzwelt sind.
1 Comment
Leave your reply.