Heute ist wieder einmal „Hexen-Sabbat“ – also der große Verfallstag der Optionen an den Kapitalmärkten. Wir haben schon öfter über dieses Phänomen der Märkte berichtet. Es gilt auch heute, dass im Zuge der Feststellungen der Auslauf-Preise für die Basiswerte der Optionen es zu größeren Kursschwankungen eben bei diesen Werten kommen kann. Wer heute also nicht unbedingt handeln muss, sollte sich zurücklehnen und das Treiben beobachten.
Wir wollen die Gelegenheit nutzen und eine Rückblick auf die Woche wagen: Made in Germany ist das Schlüsselwort.
Der Pfandbrief – unsere us-amerikanischen Freunde entdecken den guten alten deutschen Pfandbrief. Gestern wurde im Repräsentatenhaus ein Gesetzentwurf auf den Weg gebracht das den „covered bond“ gesetzlich verankern soll. Ziel ist es, den bisher in weiten Teilen unregulierten Markt für verbriefte US-Hypotheken in einen gesetzlichen Rahmen zu bringen.
Damit – so versprechen sich die US-Abgeordneten – soll das schlechte Ansehen des Marktes für US-Hypotheken ausgemerzt werden und wieder Vertrauen in die US-Immobilienmärkte entstehen. Geplant ist, dass der covered bond eine nach gesetzlich festgeschriebenen Kriterien, meist durch Baufinanzierungen, abgesicherte Anleihe wird. Aber kaum ist die Idee auf den Weg gebracht, da tauchen schon wieder typische US-Banker-Ansätze auf. Man könnte doch in die „covered bonds“ auch andere Kredite mitverpacken – wie z.B. Kreditkartenschulden… (!)
Made in Germany – Teil 2. Es sind sehr widersprüchliche Signale, welche uns aus Europa gesendet werden.
– Die EU-Kommission rügt Deutschland, dass nicht genügend Sparmaßnahmen eingeleitet werden und dass der Umbau der Sozialsysteme und der Staatsfinanzen weiter vorangehen muss. Dahinter steht der Gedanke, dass Deutschland die „Lokomotive“ in der EU ist und die EU von der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands profitieren will. Zumal Deutschland der größte Netto-Zahler in der Gemeinschaft ist.
– Dann kommen Stimmen aus Frankreich, Griechenland und Italien, die sich eben über diese wirtschaftliche Stärke beschweren. Deutschland habe einen “ungerechten” Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen europäischen Partnern. Deutsche Produkte wären im Vergleich zu französischen, griechischen oder italienischen zu preiswert. Deutschland solle doch seine Produktionskosten und dann seine Preise (also die Produktkosten) erhöhen – dann stimme die Relation wieder und die Waren und Güter aus den genannten Ländern gewinnen an Wettbewerbsfähigkeit.
Das ist die Botschaft – verkürzt auf den Punkt gebracht. Und es ist natürlich kapitaler Unsinn, den da beispielsweise die französische Finanzministerin von sich gibt. Denn wie oben schon in der Verkürzung dargestellt, ist es natürlich leicht und bequem seine eigene Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, indem der Partner und Wettbewerber schlechter wird, als eigene Anstrengungen zu unternehmen und an sich und seinen Systemen zu arbeiten.
Auslöser des „Problems“ ist der Euro. Die eklatanten Leistungsunterschiede zwischen den Ländern der EU wurden in der Vergangenheit durch die schwächeren Länder gern durch Anpassungen des Wechselkurses gelöst. Soll heißen: wenn die Unterschiede in der Produktivität zu groß wurden, war es sehr bequem, den Franc, die Drachme oder die Lira abzuwerten – anstatt Anstrengungen in Produktivitätssteigerungen zu unternehmen. Damit wurden die deutschen Produkte teurer und die einheimischen preiswerter. Es war geübte Praxis, lieber die eigene Währung abzuwerten als sich anzustrengen und besser zu werden.
Die Welt hat sich nun verändert und weiter entwickelt. Die EU ist keine Insel und die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird an den Weltmärkten entschieden – insbesondere an den Märkten in Asien und den USA. Schon das zeigt, dass die Vorwürfe aus Frankreich ziemlicher Nonsens sind. Insbesondere, wenn man einen Blick auf die Produktionskosten in Deutschland wirft. Deutschland ist alles andere als ein Billiglohn-Land. Im europäischen Vergleich werden mit die höchsten Stundenlöhne bezahlt – hinzu kommen die überaus hohen Lohnnebenkosten, so dass der Vorwurf von Dumping-Löhnen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schlicht in den Bereich der Unkenntnis oder blühender Fantasie verwiesen werden muss. Das Gegenteil ist richtig. Der Wettbewerbsvorteil entsteht aufgrund der Produktivität, herausragender Qualität und Innovation – und er besteht trotz der hohen Löhne und trotz der beispielsweise hohen Energiekosten in Deutschland. Und trotz der übereifrigen gesetzlichen Auflagen und Normen, die uns Deutschen so zu eigen sind.
Warum es also wirklich? Durch die Währungsunion fehlt einigen Ländern das beliebte und gewohnte Werkzeug der gezielten Geldentwertung. Es geht also eigentlich darum, dass die Politik in einigen Ländern nicht in der Lage ist, allfällige Strukturreformen in der nötigen Konsequenz und Geschwindigkeit durchzusetzen. Diese Versäumnisse konnte man in der Vergangenheit dadurch kaschieren, dass man die heimische Währung abgewertet hat. Geflissentlich hat man dabei verschwiegen, dass dadurch das Vermögen der eigenen Bevölkerung gemindert wird – und diese die Nicht-Reformen somit selbst bezahlt.
Das lässt sich nun in der Währungsunion nicht mehr machen. Das Ventil „Wechselkurs“ gibt es nicht mehr. Es bleibt also nur der harte Weg, an sich zu arbeiten und besser zu werden. Und das tritt nun in der Wirtschaftskrise besonders deutlich zu Tage. In diesem Zusammenhang Deutschland vorzuwerfen, dass es seine Hausaufgaben in Teilen schon gemacht hat (und man selbst noch nicht), ist absurd. Genauso absurd wie der Vorwurf, dass die deutschen Produkte qualitativ zu gut sind.
Der Euro ist eine wunderbare Sache – er vereinfacht unser Leben, Zusammenleben und Arbeiten in Europa maximal. Und er weist unnachgiebig schwächere Volkswirtschaften mit einer nachlässigen Politik auf ihre strukturellen Aufgaben hin. Letztlich gilt: Wer sich mit einem starken Partner in ein gemeinsames (Währungs-)Bett legt, sollte nicht dem Partner seine Stärke zum Vorwurf machen und gleichzeitig von dieser profitieren wollen.
Richtiger wäre es zu überlegen, was denn zur Stärke des Partners geführt hat. Was macht der Partner vielleicht besser – und kann ich das vielleicht kopieren und auf mich übertragen? So wie es unsere us-amerikanischen Freunde mit dem Pfandbrief machen.
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